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Die Idee, Anna Roth zu sein ist GESTERN - Kalmaris ist HEUTE |
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“Operation Zeitensprung”, Leseprobe zur Ankunft in der “Gastfamilie ... |
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... Wir gehorchten. Die Sessel waren um Sechsertische angeordnet. Wir hatten uns auf drei davon verteilt. An meinem Tisch saßen noch Maria, Hartmut und Fritzi. Zwei Plätze warteten auf Nuk und ihre Mama. Ich wurde die Befürchtung nicht los, gleich von einem ganzen Schwarm von Leuten umkreist zu werden. Einen richtigen Angriff fürchtete ich eigentlich nicht. Allerdings lag wie zufällig der Strahler rechts neben mir – und bei den Kameraden sah das genauso aus. Peinliche Sekunden. Sprungbereit starrten wir auf die Tür, durch die uns Nuk herein dirigiert hatte. Wir hörten Getuschel und Gelächter, stellten uns das Verrückteste vor, das dort über uns gesprochen wurde. Dann ging die Tür auf, eine Frau Mitte Dreißig, die äußerlich wirklich an eine hübsche Eskimofrau erinnerte, musterte uns kurz, dann wies sie das Mädchen zurecht, das den Spalt zwischen ihr und dem linken Türrahmen genutzt hatte, um uns zu begaffen: „Sabina, bring bitte Tee, Zucker und Plätzchen für die Gäste!“ Es war fast eine Erlösung, dass Nuk hinter ihrer Mutter in den Raum kam und nicht weggeschickt wurde. Beide kamen zu mir an den Tisch, setzen sich und die Frau, die Mama genannt wurde, sagte, als hätten wir uns schon eine Weile unterhalten: „Mein Mann Bek kommt gegen Drei.“ Wir schwiegen abwartend. Ich glaubte, eine Uhr ticken zu hören, obwohl kein Geräusch das gegenseitige Anschweigen unterbrach. Da hielt ich es nicht aus. „Was Ihnen Nuk erzählt hat, ist kein Unsinn. Wenig glaubwürdig, mag sein, aber erklärbar.“ „Ich weiß.“ Das war ein Satz, der meine Nerven überstrapazierte. Ich wollte gerade aufspringen und unsere Besuchergruppe in ein Killerkommando verwandeln, da kam Angela mit einem großen Tablett durch die Tür. Hinter ihr noch ein Junge, gleichfalls mit einem Tablett. Ernsts Magen knurrte. In das betretene Schweigen hinein erklärte er: „Ich habe immer Hunger.“ „Darf ich etwas vorschlagen? Ihr stärkt euch erst einmal ein wenig und macht euch frisch. Wenn ihr Fragen habt, fragt ruhig! Mich oder die anderen aus der Familie. Ihr lernt bald alle kennen. Wenigstens mit Nuk seid ihr ja schon vertraut. Ach, und die Anzüge könnt ihr ruhig ablegen. Unsere Atmosphäre ist ungefährlich. Eure Waffen spendet ihr am besten einem Museum. Was eure Reise durch die Zeit angeht, wir glauben euch. Darüber erzählt ihr später.“ Ich antwortete wie ein Roboter: „Das werden wir.“ Das war ein Spuk. Meinetwegen ein Traum. Ich sah mich um. Die dreizehn Augenpaare meiner Kameraden gafften so ungläubig wie ich. Mir fiel sofort eine schreckliche Erklärung ein: Das alles war eine Halluzination. Wir waren irgendwo, egal wo, nur nicht dort, wo wir zu sein glaubten. Man hatte uns in der Hand. Jemand suggerierte uns eine absonderliche Situation, um uns zu testen. Man, jemand - wer immer das sein konnte. Wir hatten verloren. Sollten wir rundum ballern, um so viele in den Tod mitzunehmen wie möglich? Wenn aber auch das zu dieser Halluzination gehörte? Dass wir hier davonkommen würden war ausgeschlossen. Uns fehlte der Schlüssel zum Aufwachen. Und wenn wir uns dem Traum anpassten? Er war bequem. Mama lächelte. „In der linken Fensterecke ist erstmal Platz für euer Zeug. Nachher können wir immer noch überlegen, was wir womit machen.“ Also zeigte ich Wohlverhalten. Als wäre es die natürlichste Sache der Welt stand ich auf, berührte mit der Nadel die Kontakte an meinem Anzug und schälte mich heraus. Ach ja, ich trug das Kleid darunter, das Helmut so sexy fand. Ich ging zum Fenstertisch, an dem niemand saß, legte dort meinen Strahler ab. Die anderen machten es mir nach. Wir kehrten an unsere Plätze zurück, setzten uns wieder. Ja und dann fiel mir Nuks entgeistertes Gesicht auf. „Robin ist ja ein Mädchen!“ Das passte nicht in eine sinnvolle Gruppensuggestion oder etwas Ähnliches. Die Verwunderung war so echt wie diese seltsame Familie. Wir stellten uns mit Namen vor, mit Vornamen, wie wir es von Nuk kannten. Vielleicht war das hier so Sitte. „Habt ihr überhaupt keinen Hunger?“ Mama sah sich erwartungsvoll um. Plötzlich wurde es mir bewusst. Sie hatte Recht. Wir waren seit Stunden nicht zum Essen gekommen. Rotkäppchen hatte seinen Kuchen immer noch. „Eigentlich ja.“ „Na, dann! Einen kleinen Moment, es ist gleich alles so weit.“ Lauter Kinder und Jugendliche umschwirrten uns voll kaum unterdrückter Neugierde. Wahrscheinlich warteten alle aus der Familie auf Mamas Zeichen, uns ausfragen zu dürfen. Beim Abendbrot, das die ganze Familie in diesem Café einnahm, teilte Mama jedem von uns einen Paten zu. Meine Patin wurde Nuk. Sie zeigte sich anhänglich wie ein Hund. „Anna, wie ist das morgen? Wann soll ich dich wecken?“ „Muss das sein? Warum willst du mich wecken?“ „Normalerweise treffen wir uns alle um acht im Saal. Oder möchtest du lieber bei uns oben frühstücken?“ „Wenn ich ehrlich bin, bin ich früh noch nicht fit für so viele Leute.“ „Alles klar. Ich kümmer mich. Soll ich dir jetzt die Wohnung zeigen?“ Natürlich sollte sie. Nuk lief vor mir her und erklärte ununterbrochen, wer mit wem in welchem Zimmer wohnte. Ich versuchte mitzuzählen. 10 Wohnräume, einer davon hieß Schließzimmer, wo keiner drin wohnte, aber wo sich jemand einschließen konnte, wenn er unbedingt allein sein wollte, zwei Zimmer waren leer, weil die Familienmitglieder auswärts studierten. Daraus hatte Nuk Abstellkammern gemacht, die ich nicht ansehen durfte. Jede dritte Tür war der Eingang zu einem Bad mit Toilette. Neben dem Saal, den ich schon kannte, gab es rechts einen zweiten. Nachdem ich ihn gesehen hatte, hätte ich ihn eher eine Turnhalle genannt. „Du brauchst keine Angst haben. Die Leute unter uns hören wirklich nicht, wenn wir hier toben“, beruhigte mich Nuk, als ich verwundert nach der Ballwand fragte. Links gab es das Familienbad. Man kam vom Flur, aber auch direkt von der Turnhalle hinein. Ich fand es riesig. In der Saunakabine hatten zwölf Leute auf einmal Platz. Genau wie in dem Tauchbecken. „Schade, dass ihr so viele seid. Ich weiß nicht, wie wir das jetzt machen werden. Bisher haben alle zusammen hier drin abgeschwitzt. Am Freitagabend. Und dann, wow, in die Plansche! Da suchen wir immer einen aus, der geneptunt wird. Alle andern versuchen, ihm einen Kübel kaltes Wasser über den Kopf zu schütten. Wobei es bei Paps am meisten Spaß macht. Der macht dann einen Bauchklatscher in die Plansche. Tut so, als hätte er Angst vor dem kalten Wasser. Dabei lässt er sich mit Absicht reinfallen. Das haben wir längst mitgekriegt.“ Ehrlich gesagt, als wir auf den Flur zurückkamen, war mir der fast genauso unheimlich wie vorher. „Na, hast du behalten, welches unsere Tür ist?“ Nuk schien meinen Gedanken erraten zu haben. „Die dritte von links?“ „Klar. Du hast geschummelt. Du hast die Wölfe hängen sehen. Aber du bist ja so still. Bist du müde?“ „Nein, nein, schon in Ordnung.“ Das war nun wirklich nicht wahr. Nuk schien das zu merken. Sie führte mich ins Zimmer, und es hätte sie bestimmt beleidigt, wenn ich nicht noch mit ihr zusammen in die große Badewanne gestiegen wäre. Erst saßen wir uns gegenüber. Dann wusch und trocknete sie mir die Haare. Schließlich schaffte mich ins Bett, setzte sich mir gegenüber und entschied, mir eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen zu müssen. Sie las fließend und gekonnt betont. Das Zuhören machte Spaß. Trotzdem bekam ich das Ende nicht mehr mit. Da war ich längst eingeschlafen. Ich schlief sehr unruhig. Mitten in der Nacht trieb es mich aus dem Bett. Links den Gang lang; das hatte ich mir gemerkt. ... |
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