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nicht einmal ein Zählwerk kann ich richtig installieren - es wird ewig auf Null stehen!

 Interview

Hiermit erkläre ich, dass die Idee, durch Einsatz meines Lebens zum Bucherfolg zu kommen, uneingeschränkt meine alleinige war. Die in die Umsetzung verwickelten Verlage haben von diesem ernsthaften Vorhaben weder gewusst noch haben sie es in irgendeiner Form billigend in Kauf genommen.

Sind Sie sicher, dass Sie für den sogenannten Erfolg eventuell Ihr eigenes Leben opfern wollen?

Ach, wissen Sie, ich weiß um meine Absicht. Aber sicher, sicher können wir erst sein, wenn meine Überreste verbuddelt sind.

Sie haben also noch Hoffnung?

Wenn ich keine Hoffnung mehr hätte, würde ich das hier nicht versuchen. Dann wäre ich längst möglichst unauffällig abgetaucht. Anstatt dessen versuche ich auf meine Art, ein Zeichen zu setzen: Seht her; da ist einer, der ist nicht phantasielos, bedeutungslos, kommentarlos abzubuchen, einer, der auch etwas wagt. Ich lasse mir etwas einfallen und stehe dazu. Bis zur letzten Konsequenz. Wobei ich zugebe, dass mich der Gedanke schon sehr ängstigt, es könnte in ein paar Wochen völlig still um mich geblieben sein.

Sind Sie nicht sehr Ich-bezogen?

In gewisser Weise, ja, leider. Das soll mich als Möchtegernkünstler aber retten. Wer sich auf diese Bühne begibt, der muss schon ein auffälligeres Ich haben als normal und das auch zeigen. Vielleicht gerade, weil mir das nicht liegt, schwanke ich von einer Übertreibung zur anderen. Kunststück ...

Halten Sie sich für einen großen, aber verkannten Literaten?

Mir reicht schon die Einbildung, ein Literat zu sein und erkannt werden zu wollen. Geschichten erzählen, manche Dinge gut und originell sagen zu können. Ganz große Würfe, solche, die Jahrzehnte überdauern würden, sind es zwar nicht, aber es gibt so viel Massenschleuderware - warum sollte ich nicht darum kämpfen, von meiner Kunst zu leben?

Haben Sie eine besondere Beziehung zu Ihren Texten?

Irgendwie ist jedes Manuskript wie ein Kind für mich: Ich bin mit ihm schwanger gegangen, hatte Wehen, bis es endlich hervorkam, dann brüllte es, wollte von mir gefüttert und umsorgt werden, um zur Reife heranzuwachsen. Irgendwann kommt dann der Stolz, der meist beim jeweils letzten am größten ist: Da steckt etwas von mir drin; das Kleine lebt jetzt, erzählt selbst, fordert andere Menschen heraus ...

Das klingt sehr weiblich-mütterlich. Daher also “Anna Roth”?

Sie erwarten hoffentlich nicht, dass ich jetzt alle Gedanken und Gefühle offenlege, die mich zu dem Pseudonym veranlasst haben, oder? Da würde ich höchstens zu kalauern anfangen, so in der Art, Anna ist einer der beständigsten erotischen Namen: Sie können ihn vorwärts genauso wie rückwärts lesen. Aber ernsthaft. Ich halte eigentlich vom weiblichen Geschlecht besonders viel (auch wenn das die Frauen meiner Vergangenheit nicht recht zu würdigen wussten) und ein weibliches Rollenverständnis in der Partnerschaft habe ich schon lange vorgelebt ...

So, wie Sie es in dem bereits fertigen unveröffentlichten Manuskript “Der Mann, der nicht hörig sein wollte” schildern?

So etwa.

Also ist das für Sie ein autobiographischer Schlüsselroman?

Das griffe zu kurz. Natürlich hätte ich vieles darin nicht so erzählen können, ohne Ähnliches selbst erlebt zu und durchempfunden zu haben. Aber ich hatte nie die Absicht, tatsächliche Erlebnisse und Skandalgeschichtchen möglichst wirklichkeitsgetreu wiederzukäuen, sondern ich wollte einen literarischen Roman schreiben.

Es kann sich niemand darin wiedererkennen?

Alle können, wenn sie wollen, und sind es doch nicht. Ich bin ja auch nicht der Ich-Erzähler ...

Zurück zu Anna Roth ...

Mir gefällt literarisch etwas, was zwar eine Richtung, eine Linie, Aussagetendenz oder wie Sie das nennen wollen hat, aber trotzdem auslegbar und leicht vage erzählt bleibt. Wie “Der Mann, der Anna Roth wurde”. Den halluzinatorisch-erotischen Rahmen werden Sie erstmal hoffentlich nicht in meine Lebensgeschichte hineindichten wollen. Aber was ich sagen will ist, dass dort nie das tatsächliche, wirkliche Wesen der Cyber-Anna dargestellt wird. Zum Schluss ist nur klar, dass dem Helden allein die Idee der verschiedenartigen Anna Roths geblieben ist. Eine Idee, mit der er natürlich arbeiten - und ich als Autor des “Autoren” machen kann, was ich will. Ein Spiel mit Identitäten. Es ist ja seine, meine Idee. Bei der wirklichen, erwachsenen Anna ist er genauso verloren wie ich das wäre, bei dem anfänglichen Kind oder dem, was er sich aus dem Kind zurechtgesponnen hat, auch. Und die Texte, für die ja der Rahmen geschaffen wurde - wer würde die ernsthaft der Feder einer Fünfzehnjährigen zubilligen. Selbst einer sensationellen. Andererseits hat das Auf und Ab um dieses Manuskript mir meine eigenen Vorbehalte gegen dieses “Spektakel” genommen: Seit 1999 angeboten. Von einem Verlag angenommen (ohne “Zuschuss”, das ist ja heute eine Extrafrage), aber erst wurde die Herausgabe aufgeschoben, weil keine neuen Manuskripte herausgebracht werden sollten, und zum Schluss stellt der Verlag seine Verlagstätigkeit ein. Dann hatte ich Glück - so dachte ich jedenfalls - mit einem anderen und hatte Anfang 2003 eine Zusage “Das machen wir”. Im September dann “... rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft hast du dein Buch in den Händen”, dann hieß es “...nicht vor Januar”, jetzt “vielleicht nach Juli - also wenn ...” Also bin ich ein Trottel, ein Pechvogel, was auch immer, aber mir wurde klar, dass unbedingt etwas Drastisches passieren musste.

Sie bewegen sich also gern in der Grauzone zur Science Fiction?

Auch im eigenen Leben. Ja. Das schließt Unternehmungen wie dieses ein. Oder die Idee einer 80-Tage-Reise modern. Sollte alles gut gehen - ich bin noch längst nicht 50. Als Autor habe ich meist eine Idee, wie eine von mir angedachte Geschichte ausgehen sollte.Dann lasse ich sie anfangen. Es geht los und die Dinge geschehen, um die sich Phantasie und Wirklichkeit streiten.Bis zum letzten Moment werde ich hoffen, siegreich zurück zu kommen, mich durchzusetzen, weil ich meine Idee irgendwie für einmalig halte.

Selbstmord ist nicht gerade originell oder einmalig.

Stimmt. Wenn ein auf der Brüstung Stehender unbewusst bis zum letzten Moment ein Stück widersinnige Hoffnung hat, jemand werde ihn retten -sowohl vor dem Tod als auch vor dem für ihn unlösbar scheinenden Problem - dann ist es das auch nicht. Allerdings ein wenig Hirnschmalz habe ich schon verflüssigt, um meine unlösbare Lage anzugehen. Theoretisch gibt es ja für mich drei Wege, um am Leben erhalten zu werden: Der erste wäre, ich akzeptiere meine Wurmgröße und mache weiter wie bisher. Dafür müsste ich aber den letzten Rest Selbstachtung aufgeben. Das wäre peinlicher als der Tod, von dem ich ja nichts mehr mitbekomme. Der zweite wäre die Gewalt, mittels derer ich als Suizidgefährdeter so lange in fester Überwachung gehalten würde, wie ich als psychisch krank geltend nicht austherapiert wäre. Dazu müsste man allerdings meiner habhaft werden, bevor mein Eingriff vollzogen ist. Die dritte, von mir angestrebte Variante ist es, dass MAN mir den Durchbruch gönnt, mich bekannt macht, meine Bücher Absatz finden.

Und?

Das Problem ist die Zeit. Angenommen, ich wollte meine “Forderung” von dem Dach aus stellen, von dem ich herunter springen wollte - selbst, wenn man mir entgegenkommen möchte, steckte ich längst in der Zwangsjacke, wenn ich für einen Moment in der Öffentlichkeit wäre. Ich verdiente nur Achselzucken und Vergessen. Ich setze aber auf eine Suche quer durch Deutschland. Fände man mich, hätte ich verdient verloren. Suchte man mich gar nicht erst, weil absolut niemand meinen Hilferuf ernst nähme, hätte ich als Person zwar auch verloren, aber als Toter täte das nicht so weh, und der Skandal - schließlich werde ich dann nicht einfach so sterben - hilft wenigstens meiner Tochter materiell. Finde ich tätige menschliche Hilfe, wagt jeder Angesprochene den Teil zu leisten, den er an seiner Stelle leisten kann, dann kann ich aufrecht gehend wieder in ein dann richtig aufregendes Leben zurück kommen.

Wie wollen Sie denn Ihren Erfolg feststellen. Sie sind ja nicht da?

Ich will es Ihnen mit Hinweisen nicht zu leicht machen. Schließlich dürfen Sie mich nicht finden. Auf jeden Fall werde ich an vielen Orten gewesen sein - und an vielen nicht. Während Sie das lesen, bin ich ja auch “irgendwo” ...

Aber Sie wollen doch nicht behaupten, dass Sie als Märtyrer der mißachteten Künstler in den Tod gehen wollen?

Nein, schön wärs. Da käme ich mir ja riesig vor. Aber es kommen natürlich ganz profane Dinge dazu. Manchmal quält mich zum Beispiel der Gedanke, dass ich einfach deshalb viele Empfindungen in meine Texte einbringen kann, aber auch muss, weil mir die Partnerin fehlt, der ich meine Wärme schenken könnte. Kunst als Ersatz täglich empfundener Liebe sozusagen. Je konkreter der Gedanke wird, dass auch bald meine Tochter für mich weit weg sein wird ... Ich bin nun einmal kein frauenaufreißender Typ. In jungen Jahren konnte ich mich wenigstens daran festhalten, der beste zu sein - beim Abi, beim Studium, zum Schluss bei den meisten Jobs, selbst am Anfang meiner Steuerberatungstätigkeit, wo ich der größte Ostberater war. Womit sollte ich jetzt das Interesse einer Frau verdienen, wenn ich mich nicht selbst des Interesse würdig finde? Der klassische Orang-Utan-Mann, der sich kräftig auf die Brust klopfen kann, wie toll er doch ist, das ist nicht mein Ding.Der tolle Mann bin ich nicht. So träume ich eben, (der) Erfolg könnte mich sexy machen. Bisherige Versuche waren nur schmerzhafte Enttäuschungen. Und ne alte, fette, häßliche? Nein, entweder was liebes oder eben gar nichts. Wenn auch meine Vorstellungen, was das Äußere angeht, nicht ganz so übertrieben ideal sind, wie frau das mit Blick auf die Bilder dieser Homepage vermuten mag ...

Könnten Sie denn so zum Aussuchen für mich Ihren beruflichen Werdegang schildern?

Wenn ich keine falsche Altersangabe machen brauche und das Paradoxe erklären muss, warum ich als Berlin-Hellersdorfer im Vorstand des Brandenburgischen Schriftstellerverbandes bin, ja. Schließlich habe ich schon früher paar verrückte Sachen gemacht. In einem Schweriner Großhandelsbetrieb mit Süßwaren gehandelt und reklamierte Kosmetika (weiblich, sehr weiblich!) vernichtet zum Beispiel, sechs Monate wehrdienstersetzende Krankheiten und Peinigungen erlitten (da hatte ich gerade Abitur und einen Abschluss als Wirtschaftskaufmann), in einem mecklenburgischen Landkreis berufsmäßig die verschiedensten wortkünstlerischen Aktivitäten unterstützt, später mir in einem großen Industriebetrieb Gedanken um die Materialwirtschaft gemacht,wodurch ich ein Neuererkollektiv ins Leben holte, ich habe das diplomierte Lehrersein studiert und tatsächlich kurz vor Schulklassen als Deutsch- und Staatsbürgerkundelehrer gestanden, nach einer Schulverwaltungspause organisierte ich in einem Außenhandelsbetrieb Lehrgänge für die Auslandsdienstreisenden des Kombinats und studierte nebenbei Außenwirtschaft, weil ich ja verstehen wollte, womit die anderen sich beschäftigten. Nach der “Wende” des Ostens begann ich mit Lohnsteuerberatungen (ja ja, jetzt kommt das AHA), ich fing an zu schreiben, nahm Komparsenrollen an, stand Aktmodell und ... werde mich auch in Zukunft nicht zum kränkelnden Vorrentner eignen. Entweder passiert bis zum Fünfzigsten noch einiges - oder ich habe rechtzeitig das Licht gelöscht. 

Gibt es denn nichts, worauf Sie stolz sind?

Solz? Da fällt mir nur meine Tochter ein. Ist wohl einzusehen, wo sie bei allen hinter mir liegenden Partnerschaftsproblemen bei mir geblieben ist. Mir fällt einfach wenig  Schlechtes ein, von dem ich sagen müsste, dass sie das von mir hat. (grins) Aber das tut weh. Wenn sie nicht so groß wäre, dass sie sich selbst von mir zu lösen versuchte, dann hätte ich dieses verrückte Abenteuer nicht angefangen. Aber sie ist halt kein Kind mehr.

Hatten Sie denn irgendeine Probemöglichkeit, ob Ihre seltsame Phantasie sich als Erfolgsrezept eignet?

Selbstmord auf Probe? Nein. Höchstens habe ich eine an sich hoffnungslose Lesung im Kulturforum Hellersdorf gemacht. Bei zurückliegenden Lesungen anderer nicht total renommierter Autoren erscheinen meist außer den Verwandten des Autors höchstens fünf Zuhörer. Insgesamt 15 Besucher war schon ein Supererfolg für den sogenannten Literaturstammtisch. So stand für mich die Frage, welche Pleite würde ich als vollkommen unbekannter Autor erleben.

Da haben Sie besondere Marketingmaßnahmen ergriffen ...

Eine heimliche Rache verrate ich: Ich bin bei Kontaktanzeigen im Internet so richtig reingefallen. Diesmal habe ich Blind Dates im Rahmen meines Lesungstermins simuliert. Mir war eine hohe Schwundrate klar, aber Aufwand und Nutzen standen in vertretbarem Verhältnis. Frauen, Männer... alles eben - wobei einige Männer mir einen Strick drehten: Sie kamen zwar zu dem Termin, erwarteten aber ihre Partnerin draußen, sodass für sie nur Ärger übrig blieb ... Die Geschichte dazu hatte ich allerdings schon vorher geschrieben.

Und wie viele Zuhörer hatte Ihre Lesung?

Etwa 25. Das machteauf die Verantwortliche des Kulturrings schon richtig Eindruck...

Und wozu jetzt dieses fiktive Interview?

Na, die Homepage ist ja mein einziger Außenkontakt, so lange ich umterwegs bin ...

Hoffnungen?

Zurückzukommen und unendlich viele Termine zu haben für Lesungen, Schreiben zu können, was das Zeug hält, und rennomierte Verlage drängen sich, für mich weniger gefährlichere Marketingaktionen für neue Bücher zu starten (grins) ...

 

ich nehme an, Sie werden kein besonderes Verständnis dafür haben wenn jemand (hier also ich) in einer besonderen Situation zu besonderen Maßnahmen greift. Vielleicht können Sie mir ja helfen. Sollten Sie das wollen, so drängt die Zeit. Am 5. März ist alles vorbei. Im Folgenden ist kurz aufgeführt, was Sie zu den Büchern vorher wissen könnte, hier knapp, in der Anlage genauer:

Ist es das wirklich wert? Ein Selbstmord als Kampfmittel um literarische Beachtung? Fast möchte man sagen, die Frage beantwortet sich von selbst. Wenn man dann die Geschichten des strittigen Autors dazu gelesen hat, dann sagt man sich, okay, gut, etwas verrückt auch ... aber sooooo verrückt nun auch wieder nicht.

Wirklich? Wenn der Typ nun einfach ein Prinzip verstanden hat, in dem er gern unbedingt eine Chance gehabt hätte, aber wo er weiß, dass er “normalerweise” keine hat – wenn nicht gerade als seine eigene Leiche? Soll er in einem mageren buchhalternden Vertrocknungsjob sich materiell über Wasser halten – wie lange wohl – und Manuskript für Manuskript für die eigene Schublade produzieren?

Sooooo schlecht sind sie ja wirklich nicht, die Ideen dieses Selbstmörders, der sich – seine biologische Männlichkeit leugnend - Anna Roth nennt

Wenn er vorher schon erfolgreich laut gedödelt hätte, dann könnte er ja nackt mit der Flinte im Garten auf Einbrecher losballern. Aber er hat keine Flinte, er hat keinen Garten; wenn er nackt herumläuft, verzieht höchstens seine erwachsene Tochter das Gesicht, und herumdödeln hat ihn bisher keiner lassen – und mit über 40 ist er eh angegreist ... Was also tun?

Er sagt: Alles auf eine Karte setzen.

Er sagt, sorry, wühlt hier herum und kauft, verdammt, kauft meine Bücher! Ich aber spiele Bonny ohne Clyde. Ein paar Wochen pilgere ich noch durch Deutschlands Untergründe und dann schau ich, ob das beachtet wurde. Wenn ja, dann kann ich mich wieder sehen lassen, wenn nein, dann Scheiß drauf, dann bleibt nur ein Abgang mit Rumms! Ich weiß dann nicht mehr weiter.

Lohnt es sich, seinen Müll zu lesen?

Also, dass er es mit Honnys Großtante hinterm Baum und mit Beckenbauers Becken gebaut hat, das ist nicht dabei. Aber es ist schon ein nicht ganz missratener Gemüsegarten: Ein SF-Roman (was heute alles Roman heißt ...), in dem aus einer Zukunft, wo uns amerikanische Genmücken zeugungsunfähig machen, ein Team die erste Zeitreise in die Vergangenheit unternimmt. Es sollte alles besser werden, wenn denn die Bauern im Bauernkrieg gewonnen hätten. Und warum hätten sie nicht sollen, wenn ihnen nun seltsame Kinder in Möchsgewändern zu Seite stehen, deren Kreuze Laserstrahler verbergen ... Na, und die Reste des Teams reist vorwärts in der Zeit, und die Geschichte ist nun wirklich anders verlaufen – auch ein wenig anders, als sich das die Helden um Anna (wen sonst) ausgemalt haben. Ob eingefleischte SF-Fans auf ihre Kosten kommen? Etwas wenig Technik vielleicht, dafür arten Geiselnahmen als Fest aus ... Sehr menschlich und ein paar Ideen sind überraschend originell. Dieses Machwerk heißt dann "Unternehmen Zeitensprung" und ist in dem kleinen Rostocker BS-Verlag erschienen.

Das vorerst wichtigste Werk ist wahrscheinlich Der Mann, der Anna Roth wurde, also die Geschichte, in der sich der Autor seine eigene Schöpfung zurechtflunkert. Oder wie soll man diese Idee nennen: Männlicher erfolgloser Autor (man höre!) kommt auf die Idee, seine Geschichten einem jungen Mädchen unterzuschieben, aus deren “Feder” sie wahrlich eine Sensation wären. Nur klappt es nicht so recht mit dem Mädchen. Also arbeitet er immer intensiver mit einer total lebensechten Computersimulation, einem Double, einer Cyber-Anna, zusammen. Bis dann die echte Anna in sein Familienleben einbricht ... Das Ganze kräftig gewürzt mit Anna-Geschichten, die den Reiz dieses Büchleins ausmachen – heitere, deftige, geheimnisvolle. Sogar richtig anspruchsvolle wie die von dem Wüstenmädchen “Abea” und provokante wie die von einer im Gefängnis endenden Beziehung eines Mannes, der sich als Prokurist ausgibt, zu einer russischen Frau aus Kasachstan und ihrer vierjährigen Tochter. Dieses Buch ist gerade im Scheunenverlag erschienen, einem rührigen Kleinunternehmen, das einstige DDR-Größen wie Erik Neutsch, Günter Görlich oder Walter Kaufmann unter seine Fittiche genommen hat. Es ist - wie schon gesagt - nun doch noch nicht erschienen und schön wäre großer Verlagsandrang dafür.

Nicht so stolz ist Anna Roth auf seine/ihre Beziehung zum Berliner NoRa-Verlag. Die dort veröffentlichte Sammlung von Dreizehn und eine(r) Liebesgeschichte(n) bietet aber einen interessanten Querschnitt. Zart-Besinnliches, Heiter-Besinnliches, Deftiges, im engeren und weiteren Sinne Erotisches – es ist alles dabei. Und man erwartet zu Recht, dass bei dem Autorenpseudonym auch Geschlechtergrenzen überschritten werden. Weltengrenzen natürlich auch, denn “Anna ...” erlaubt einen Blick in die Arbeitsmappe mit einem kleinen Ausschnitt Liebe unter Außerirdischen – denn bei “Kalmaris” hofft der Autor, endlich einen großen Verlag für sein spannendes nächstes – gleichfalls fertiges - SF-Buch zu gewinnen.

Eine besondere Vorliebe scheint Anna Roth für Verlierer zu haben und Helden, die eben doch keine richtigen sind. Wenn wir wirklich über seine Leichenschau berichten müssen, wird das so bleiben. Wenn nicht, wer weiß?

Vielleicht kennen Sie ein paar (andere) Zeitungsredakteure – fragen Sie die doch einmal, ob sie etwas von Anna Roth gehört haben, und ob die aus der Sache etwas machen wollen und können. Oder wollen Sie selbst? Kann ja ein Menschenleben retten, wenn auch kein übermäßig wertvolles.

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